Was sollte mein Pferd mitbringen?
Welche Ausrüstung brauche ich zusätzlich?
Viele fragen sich, was es eigentlich braucht, um Vielseitigkeit bzw. Gelände zu reiten.. Muss das Pferd besonders gut springen, besonders nervenstark sein, besonders gebaut, Abstammung, rittig, im bestimmten Alter und und und...
Das sind viele Fragen und es gibt keine allgemeingültige Antwort dazu. Man kann mit jedem Pferd erstmal Gelände reiten, auch in jedem Alter. Schließlich muss man Sachen immer erstmal ausprobieren, bevor man sie verwerfen kann. Das gilt auch bei Pferden. Niemand kann mit Sicherheit vorher sagen, ob ein Pferd im Gelände springt oder das eher nicht so sein Fall ist 😉
Es ist wichtig, dass die ersten Schritte durch jemanden begleitet werden, der bereits Erfahrung im Gelände hat und nicht beide – also Pferd und Mensch – so völlig ins kalte Wasser geworfen werden. Im Gegensatz zu einigen Zuchtliebhabern glauben wit nicht, dass gute Buschpferde 100% von der Abstammung abhängen... denn nicht jedes Pferd, das leicht gebaut ist, gut springen kann und noch Vollblutanteil hat, hat auch wirklich das Herz am rechten Fleck. Alani ist zum Beispiel überhaupt kein potenzieller Kandidat für die Vielseitigkeit. Trotzdem läuft er internationale Prüfungen – und das sehr erfolgreich. Also prinzipiell ist alles möglich. Man fängt schließlich nicht mit L an, sondern erstmal mit E oder Jungpferdeprüfungen und die sind ja für den Einstieg auch gedacht.
Was ich aber wichtig finde, ist, dass ihr mit eurem Pferd einen sicheren Sprung macht. Mit Pferden, die 3-4jährig noch nicht sicher über einen Spring-Parcours kommen, sollte man nicht direkt ins Gelände gehen und dort Baumstämme, Wasser und Tiefsprünge springen. Ich finde, da besteht zu viel Risiko, dass sie zu wenig ausbalanciert und auch zu wenig Vertrauen in ihr eigenes Können und den Reiter haben. Und wenn an dem Punkt etwas passiert und/oder das Pferd gleich schlechte Erfahrungen sammelt, habt ihr schon mal schlechte Karten, was die weitere vielseitige Ausbildung angeht. Natürlich kann man mit den jungen Pferden schon mal in einen Geländepark, über Hügel/Wellen reiten, die Füße im Wasser nass machen undsoweiter – am besten immer ein Führpferd dabei haben! – aber sobald es ans Springen geht, sollte man etwas weiter sein. Denn es sind nun mal feste Hindernisse und wenn die Pferde das noch gar nicht einschätzen können, kann es gefährlich werden.
Ansonsten.. klar, ein wenig Dressurarbeit und Rittigkeit hat noch keinem geschadet. Die allgemein umgehende Meinung, dass wir Buschreiter nur durch den Wald jagen, auf dem Hals liegen und die Pferde auf groß abspringen lassen, ist seit langem überholt. Denn wer aktuelle Strecken und den Aufbau mal von näherem gesehen hat, der weiß, dass mind. 40-50% der Hindernisse heute sehr technisch aufgebaut sind. Schmale schräge Hecken, Wendungen über 90° und Tiefsprünge mit schmalen Trapezen als Kombination. Da braucht man rittige und willige Pferde und sicher nicht mehr als Parcourstempo.
(Foto privat, Julis Eventer)
Die Sache mit der Nervenstärke lässt sich schwer beantworten und erklären. Natürlich sollte das Pferd nicht bei jedem Klappern zusammenzucken.. zumindest von Vorteil, wenn sie es nicht tun. Trotzdem denken viele, dass Buschpferde über alles springen und durch jede Pfütze gehen. Dem ist – im Gegenteil – nicht so, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass je mehr die Pferde im Gelände sehen und je weiter die Ausbildung voranschreitet, sie immer mehr und mehr sehen und aufpassen. Mit Alani konnte ich 4 und 5 jährig total entspannt ausreiten, der hat nicht links und rechts geguckt und ich war von dem jungen Pferd echt begeistert. Jetzt ist er 9 und glotzt an jedem Stein, jedem Blatt und sieht alles. Er geht dann brav vorbei, aber man merkt einfach die Schulung der Augen. Denn auf einer Geländestrecke kann es „überlebenswichtig“ sein, dass er im vollen Tempo nicht über einen Stein stürzt und selbst auf seine Umgebung achtet. Diese Verantwortung kann ich ihm nicht abnehmen, denn ich hab schon genug andere Aufgaben in dem Moment 😉
Insgesamt gesehen müssen die Pferde so ein bisschen „an“ sein 😉 Wach, mit Köpfchen, mit Charakter, spritzig genug, aber nicht wild und natürlich die richtige Einstellung. Das ist eigentlich überhaupt das wichtigste am Pferd und auch nur wenig zu beeinflussen.
(Foto privat, Julis Eventer)
Nun aber zum Thema Ausrüstung. Einige kennen vielleicht mein „Equipment-Video“, das zeigt schon sehr viel, was man für eine Vielseitigkeit so braucht. Aber wenn ihr jetzt Einsteiger seid und gerade überlegt, ob ihr mit eurem Pferd mal zu einem Geländetraining fahrt oder auch auf ein Turnier, dann gebe ich hier einen kleinen Überblick, was ihr in jedem Fall braucht – im Zusatz zu den normalen Sachen, die man beim Springen nutzt.
Helm, Sattel, Trense: Hier könnt ihr das benutzen, das ihr auch fürs Springen benutzt. Natürlich gibt es auch spezielle „Vielseitigkeits“-Helme, -Sättel, -Trensen, aber für den Einstieg braucht man das nicht. Ich habe von dem Schnick-Schnack auch nur eine Micklem-Trense, die eben bei Teddy super funktioniert. Aber man muss auch nicht jedem Trend folgen 😉
Teddy, Foto privat, Christiane Slawik, Julis Eventer)
Gamaschen: Hier braucht ihr Geländegamaschen, zum Beispiel von Michael Jung, Evento, Premier Equine, Dalmar und andere.. der Unterschied zu den Spring-Gamaschen besteht in den festen Schienen, die beim Vorderbein das Röhrbein vor Verletzungen schützen. Die meisten Marken haben auch eine gute Belüftung, sind leicht (auch nachdem man im Wasser war) und haben stoßabsorbierendes Innenfutter. Für erste Trainings reichen auch erstmal welche für vorne oder ihr leiht euch welche. Aber mit normalen Springgamaschen sollte man so wenig Geländesprünge wie möglich machen.
Geländeweste: Auch ein unabdingbares Utensil fürs Geländereiten. Auf die meisten Strecken darf man gar nicht drauf, wenn man keine Weste hat. Es gibt welche von USG, Airowear, Michael Jung und weitere.. Es ist wichtig, dass ihr euch darin wohlfühlt und noch – etwas eingeschränkt – bewegen könnt. Nach längerem Nicht-Benutzen oder auch, wenn es kälter ist, sind die Westen oft ein bisschen steif. Aber das gibt sich nach 15-20min Tragen und dann wird das Polster weicher und flexibler. Es gibt Westen mit und ohne Schulterpolster. Vor allem für Verletzungen im Bereich des Schlüsselbeins (typischste Reiterverletzung) sind die Schulterpolster sinnvoll. Das muss aber jeder selbst entscheiden.
Damit bin ich in dem Thema „Voraussetzungen“ auch zum Schluss gelangt – ich hoffe, dass ich einige Fragen beantworten konnte und einen guten Einblick in die ersten Schritte gegeben habe. Wer passende Geländestrecken und – trainer sucht, schaut gerne in den Post „7a-Training – Vorbereitung aufs Gelände“ rein, wenn es online ist. Mit Sicherheit werde ich Euch da aber nur im Norden einen Überblick geben können!
Foto privat, Julis Eventer